Die Sonne stand hoch am Himmel, als der ehemalige amerikanische Präsident, Theodore Roosevelt, und sein Sohn 1009 in der kenianischen Hafenstadt, Mombasa, ankamen. Mit sich hatten sie 250 afrikanische Träger, Führer, britische Groẞwildjäger und Wissenschaftler. Sie sollten sich auf eine einjährige Reise in den afrikanischen Busch begeben, ins Herz des bengalischen Kongo, um im Namen der Wissenschaft möglichst viel Groẞwild zu erlegen. Sie reisten mit dem Zug über Land, mit dem Dampfschiff den Nil entlang und mit Pferd und Kamel über die Savanne. Die einheimischen Träger trugen tonnenweise Ausrüstung, die den Aufenthalt der prominenten Reisenden so bequem wie möglich machen sollte. Abends errichteten die Träger beeindruckende Zeltstädte, und einige der Zelten waren mit vielen der heimeligen Bequemlichkeiten ausgestattet, darunter auch eleganten Latrinen. Roosevelts Zelt hätte sogar einen „Whirlpool“ und eine private Bibliothek mit mehr als 60 Büchern haben sollen. Man kann sich gut vorstellen, wie er in der Abendsonne lesend vor dem Zelt sitzt, mit Kassenbrille und Tropenhut, und natürlich mit seinem Gewehr in Reichweite.
Nach Roosevelts afrikanischen Abenteuer wurde es unter wohlhabenden amerikanischen und europäischen Reisenden beliebt in Afrika auf Safari zu gehen. Aber trotz ihrer Sehnsucht auf die Jagd zu gehen, wollten sie nur ungern auf den häuslichen Komfort verzichten. Deshalb lebten sie typischerweise in Safarizelten, ausgestattet mit dem Luxus, den sie von zu Hause gewohnt waren: alles von richtigen Betten, elektrischen Generatoren, klappbaren Badewannen und Kisten mit Champagner. Natürlich hatte die Unterkunft Form auch den zusätzlichen Vorteil, dass man Löwen auf nächtliche Beute, malaria übertragende Mücken oder grüne Mamba auf der Suche nach Schatten meiden konnte. Das Glamping-Konzept, wie wir es heute kennen, war geboren: die schöne Vereinigung vom heimeligen Komfort und freier Natur.
In groẞen Teilen der Welt leben Nomadenvölker seit Jahrtausenden in Zelten. Z.B. lebte „Das Urvolk“ Nordamerikas einmal im Tipi, und heute lebt ein groẞer Teil der Bevölkerung in Tibet und in der Mongolei in Jurten, so wie die Beduinen in den arabischen und syrischen Wüsten noch immer in Zelten leben. Für sie ist es ein Teil der Kultur ihres Volkes, aber in der westlichen Welt erweckt das Konzept der „Unterkunft im Zelt“ wahrscheinlich immer noch Assoziationen an den „Low-Budget“ Familienurlaub der 80’er Jahre. Man denkt an kilometerlange, analoge Langeweile in einem verrauchten Volvo- Kombi mit Kassettenspieler, Klappstühlen, Hotdogs und Jolly-Cola in Glasflaschen, Zähneputzen im Gebüsch und klammen Schlafsäcken aus Nylon. Aber seit damals hat das Übernachtungs Konzept einen Quantensprung gemacht, und heute ist das Übernachten im Zelt nicht mehr nur eine günstige Alternative zu dem teuren Hotelzimmer. Oft ist es eine bewusste, persönliche Wahl, die nicht unbedingt auf ein knappes Urlaubsbudget zurückzuführen ist. Im Zuge der Finanzkrise 2009 entstand eine neue Form des Luxus. Groẞe Teile der westlichen Welt waren mehr oder weniger dazu gezwungen mit dem konsumorientierten Verbrauchen als „Religion“ und der gleichzeitigen Beleihung der Wohnung bis über den Schornstein aufzuräumen. Wir haben jetzt gelernt, dass man auch ohne eine PH-Lampe gut leben kann. Man erweist sogar sowohl der Erde als sich selbst einen Dienst, indem man den Konsum reduziert. Bei dem neuen Luxus geht es vielmehr darum, dass wir nach dem streben, was wir als Mangelware empfinden: Zeit, Aufmerksamkeit, Nähe, Freiheit, Ausgeglichenheit, Stille. Es gibt mehrere Studien davon, warum die Leute sich für Glamping entscheiden, und es ist deutlich, dass Glampisten generell viele der gleichen Dinge hoch einschätzen: „essentieller“ Luxus, Aktivitäten in der Natur, guter Service, und das Gefühl von Abenteuer und Eskapismus. Viele suchen auch völlig „zurück zu den Wurzeln“, und für sie bedeutet Glamping die Gelegenheit ihr Smartphone auszuschalten, eine Pause weg von dem Dokumentieren ihres Lebens in den sozialen Medien rund um die Uhr einzulegen, und sich
dafür zu entscheiden, nur für die Mitmenschen, mit denen man gerade zusammen ist, zur Verfügung zu stehen. Wenn man in der Natur übernachten möchte, aber am liebsten nicht im Schlafsack oder auf Isomatte, gibt es auf Bornholm viele Möglichkeiten. Am Ortsrand von Rønne, Richtung Allinge, gibt es z.B. einen der Favoriten, Nordskoven Strand Camping, in einem groẞen und schönen Gebiet mit alten Bäumen, das direkt an Wald, Strand und Meer grenzt. Hier gibt es vier verschiedene Glamping-Gebiete, alle einladend und stimmungsvoll. Es gibt das marokkanische Gebiet für romantische und abenteuerlustige Seelen, die sich in luxuriöse Umgebungen ein bisschen abseits von allen anderen zurückziehen möchten. Es gibt das Tipi-Gebiet für die freien und primitiver orientierten Camper. Dann gibt es die nordische Abteilung mit hellen Groẞfamilienzelten, und schlieẞlich das groẞe Kuppelzeltlager mit insgesamt 15 Kuppelzelten, die als separate Lager für Familien und Freunde, die zusammen reisen, eingerichtet werden können. Man kann sich natürlich weiterhin mit den übrigen Gästen treffen, z.B. an den gemütlichen Lagerfeuer Stellen des Platzes, und man kann auch an den vielen gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen: vom Baumklettern, über Konzerte bis hin zu Yoga und Saunagus. Nordskoven Strand Camping eignet sich für sowohl Paare als Familien mit Kindern, und hier dauert der Glamping-Saison von Mitte Juni bis Ende September.
Ebenfalls in Rønne liegt Rønne Vandrehjem, umgeben vom Wald um Kastellet und Galløkken. Auf dem Platz um das gemütliche, rot gestrichene Rønne Vandrehjem kann man entweder in einem Tipi oder in einer Kuppel wohnen – und man ist nicht mehr als 200 Meter von dem neuen, riesigen Strand Rønnes entfernt, wo man sich morgens ein Bad nehmen kann.
Weiter nördlich, in Hasle, liegt Nordliv – nur einen Steinwurf von Hasle Räucherei und Hasle Fælled entfernt. Hier stehen im besten Safari-Stil fünf weiẞe, groẞe Zelte auf einem groẞen Gelände in der Nähe von Hasle Lystskov und dem Küstengebiet südlich der Stadt. Bei Nordliv gibt es eine rustikale Auẞenküche, wo man gemeinsam kochen kann, und man kann auch im Café Frühstück kaufen. Nordliv ist ein Ort mit viel Leben, sehr geeignet als Urlaubsort für groẞe Familien, und hier ist von Mitte Juni bis Mitte August für Glamping geöffnet.
Im Süden der Insel liegt Eco Beach Camp, der einzige Glamping-Platz direkt am Strand. Hier gibt es ausschlieẞlich Glamping, und sowohl den Morgenkaffee als den Sonnenaufgang kann man mit den Füẞen direkt im Sand genieẞen. Die zwölf hellen Zelte stehen in gutem Abstand zueinander, und hier kann man wohnen, wenn man wirklich vom Alltag abschalten und sich entspannen möchte. Es besteht die Möglichkeit an z.B. Meditation, Yoga, groove Tanz und Paddeln teilzunehmen. Es gibt ein Strandcafé, wo man Frühstück und Mittagessen kaufen kann, alles biologisch, nachhaltig und plastikfrei in Zusammenarbeit mit den Organisationen Bye Bye Plastic Bornholm und Wefood. Im Eco Beach Camp ist man ganz nahe an der Natur, und gleichzeitig wird diese so wenig wie möglich durch den Aufenthalt belastet. Sucht man „slow living“, Luxus und Pflege für den eigenen Körper, ist Eco Beach Camp durchaus zu empfehlen. Von Mitte Juni bis Mitte August ist Glamping hier möglich.
Ist Sand zwischen den Zehen nicht gerade das, was man sucht; wenn man eher auf Ruhe und grüne Umgebungen Wert legt, findet man bei Rø Jordbrug (Agrikultur) eben eine solche Oase. Es gibt nur zwei Zelte auf dem Grundstück, das Waldzelt und das Wiesenzelt, beide mit Meerblick, eigener Auẞenküche und Auẞenbad. Das Waldzelt steht im Wald mit Tier- und Vogelleben ganz in der Nähe, und das Wiesenzelt steht auf einer weichen Wiese mit Abendsonne. Hier kann man sich wirklich in die eigene Welt versenken, und jeden Morgen wird ein köstlicher Frühstückskorb mit Produkten aus der eigenen Produktion von Eiern und anderen Lebensmitteln diskret bei den Zelten geliefert. Rø Jordbrug arbeitet mit örtlichen Produzenten zusammen, und die Zelte sind z.B. mit Wolldecken von Bornholmerdynen ausgestattet. Alle Gäste sind herzlich eingeladen an der nachhaltigen Landwirtschaft des Ortes mit Hühnern, Schafen und Gemüsegarten
teilzunehmen. Vom Garten darf man sogar gerne ernten. Rø Jordbrug ist offen für Glamping von Ende Juni bis Mitte August.
Bei Østerlars findet man Bornholms ersten und ältesten Glampingplatz: Stavehøl Secret Camping and Guesthouse. Wie der Name schon sagt, liegt der Ort fast völlig von der Auẞenwelt abgeschirmt. Der Platz verfügt über 3 Zelte. Sie stehen alle in der Nähe der wilden Natur und des Waldes an Kobbeåen, der in den bekannten Stavehøl Wasserfall mündet. Hier ist ein friedlicher Ort, mit genug Raum dazu die Natur und sich selbst darin zu spüren. Es ist sicher und aufregend die Umgebung zu erforschen, ganz im ursprünglichen Sinne des Glamping Konzeptes. Die Zelte sind orientalischen Ursprungs. Die Jurte und das sogenannte „Bell Tent“, das glockenförmige Zelt, vermittelt eine Atmosphäre von sowohl Abenteuer und heimeliger Gemütlichkeit inmitten der schönen Landschaft Bornholms. Es gibt auch eine Lagerfeuerstelle und ein gemütliches Gemeinschaftshaus mit einem Loungebereich mit Bibliothek, WLAN, Küche und Bad. Hier ist Glamping möglich von Mitte Juni bis Ende August.
Auf Bornholm gibt es also neben Ferienhäusern, Hotels und Pensionen viele Möglichkeiten zum Wohnen. Und egal wie unser Alltag aussieht, dann kennen die meisten von uns wohl die Lust dazu, die Voraussehbarkeit des Alltags hinter uns zu lassen, und uns stattdessen ins Abenteuer zu stürzen und aktiv, authentisch und naturverbunden zu sein. Wenn wir uns nur bei Einbruch der Dunkelheit in eine trockene und warme Luxus-Bude zurückziehen können. Schlieẞlich steckt wohl ein bisschen Roosevelt in uns allen.